Süßes Obst, süße Säfte, süße Desserts – ohne Zucker wären sie nicht halb so attraktiv für unseren Gaumen. Doch welcher Zucker ist gesund? Und in welchen Mengen? Diese Fragen spielen auch in der Rohkost eine Rolle.

Im folgenden Beitrag teilt Marion Selzer ihre Erfahrungen und gibt Tipps, wie Rohköstler ihr Verlangen nach Süßem in den Griff bekommen:   

Süchtig nach Zucker? Wie Rohköstler ihre Lust auf Süßes kontrollieren können

Zucker ist schädlich. Als leerer Kalorienträger macht Zucker dick, raubt wichtige Mineralien im Körper, bringt den Blutzuckerspiegel und damit unseren Insulinhaushalt durcheinander und gilt damit als treibende Kraft für Übergewicht, Diabetes, Herzkreislauf-Erkrankungen und vorzeitiges Altern.

Wer nun glaubt als Rohköstler fein aus dem Schneider zu sein, der täuscht sich gewaltig. Denn auch mit angeblich so gesunden, weil natürlichen Süßungsmitteln nehmen wir heute mehr Zucker zu uns als uns gut tut.

Zucker steckt überall

Wenn von Zucker die Rede ist, denken die meisten an den weißen, kristallinen und süß schmeckenden Haushaltszucker. Dieser in der Fachwelt auch als Saccharose bezeichnete Zucker besteht als Zweifachzucker aus einem Teil Fruchtzucker (Fruktose) und einem Teil Traubenzucker (Glukose) und wird aus der Zuckerrübe oder dem Zuckerrohr gewonnen.

Zugesetzt in Süßigkeiten, Kuchen, Gebäck, Desserts, Limonaden und vielen selbst herzhaft schmeckenden Fertigprodukten oder ganz allgemein zum Süßen findet dieser Zucker den Weg in unseren Magen. Und auch, wenn Rohköstler im Vergleich zu herkömmlichen Allesessern deutlich weniger Haushaltszucker essen (wenn dann in Form von schonend gewonnenem Rohrohrzucker), so erfreuen sich Süßungsmittel wie Agavendicksaft, Kokosblütenzucker oder Ahornsirup in der Rohkostszene großer Beliebtheit. Außerdem fällt hier der Verzehr von Datteln, Feigen oder anderen Trockenfrüchten sowie Bananen und anderen süßen Früchten oft recht hoch aus.

Und auch, wenn diese vollwertigeren Süßungsmittel und Früchte als natürliches Lebensmittel in jedem Fall deutlich besser sind als raffinierter Haushaltszucker oder isolierte Süßungsmittel wie reiner Fruchtzucker oder Fruktose-Glukose-Sirup, so essen doch auch die meisten Rohköstler mehr (Frucht-)Zucker als ihnen gut tun würde.

Einer der Gründe dafür ist auch der steigende Zuckergehalt in vielen Obstsorten. Aufgrund der natürlichen Vorliebe für Süßes hat die Lebensmittelindustrie unser heutiges Kulturobst und selbst -gemüse auf einen besonders süßen Geschmack hin gezüchtet. Laut der Rohkostärztin Dr. Barbara Miller enthält ein durchschnittlicher Apfel von heute mehr als die 5-fache Menge Fruchtzucker als ein Apfel in den 50er Jahren.

Mehr als 15-25 g Fruchtzucker pro Tag sollte ein gesunder Mensch jedoch nicht zu sich nehmen, so zumindest der Arzt und selbst Rohköstler Dr. med. Joachim Mutter in seinem Buch „Grün essen!“. Schon durch den Verzehr von zwei Bananen oder zwei Datteln lässt sich dieser Wert erreichen.

Während also Allesesser ihre Zuckersucht durch Süßigkeiten, Softgetränke oder auch Weißmehlprodukte, die im Körper ebenfalls schnell in Zucker umgewandelt werden, befriedigen, können auch Rohköstler von dieser Thematik betroffen sein. Eine ausgesprochene Vorliebe auf süße Früchte, insbesondere Trockenfrüchte sowie der ständige Wunsch nach sogenannten Gourmet-Rohkost-Nachspeisen gesüßt mit alternativen Süßungsmitteln wie Agavendicksaft oder Kokosblütenzucker können auf eine Zuckersucht hindeuten.

Doch wieso werden wir eigentlich zuckersüchtig?

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Wieso wir Süßes lieben

Der Mensch hat wie alle anderen Säugetiere eine angeborene Vorliebe für Süßes. Das liegt vermutlich daran, dass es in der Natur nichts Süßes gibt, was für uns giftig wäre und unser natürliches Geschmacksempfinden uns damit das Überleben gesichert hat. Darüber hinaus wird diese Vorliebe vermutlich auch dadurch unterstützt, dass wir mit der leicht süß schmeckenden Muttermilch immer auch eine Portion Zuwendung erhalten und daher gleich zu Beginn unseres Lebens mit dem süßen Geschmack positive Gefühle verbinden. Wenn wir dann auch noch später mit Schokolade oder Bonbons getröstet, ruhig gestellt oder belohnt werden, ist es kein Wunder, wenn wir eine starke Vorliebe für Süßes entwickeln, die uns ein Leben lang begleitet.

Zucker kann süchtig machen

Studien deuten darauf hin, dass Zucker sogar süchtig machen kann. Wenn die eigenen Eltern vor oder während der Schwangerschaft selbst alkoholabhängig oder sich sehr zuckerlastig ernährt haben, steigt die Gefahr, dass es im Gehirn des Neugeborenen zu einer erhöhten Anzahl an Rezeptoren für Glücksbotenstoffe kommt. Betroffene reagieren dann auf den Verzehr von Zucker mit einer verstärkten Ausschüttung von Dopamin und Serotonin, zwei Botenstoffen, die uns zufrieden und glücklich fühlen lassen. Das ist auch einer der Gründe, warum es so verdammt schwer fällt aus der Zuckerfalle auszusteigen, wenn man erst einmal in ihr gelandet ist.

Aber nicht nur genetische und frühkindliche Konditionierungen, sondern auch die Macht der Gewohnheit, emotionale Faktoren als auch eine Unterversorgung mit Vitalstoffen können der Grund für eine übermäßige Vorliebe nach Süßem sein.

Tipps für den Ausstieg aus der Zuckersucht

Die Grundlage für die Entwicklung einer Zuckersucht wird meist schon in sehr frühen Jahren gelegt. Wenn wir als Kinder lernen den süßen Geschmack mit angenehmen Gefühlen zu verbinden, kann es passieren, dass wir später noch Trost, Geborgenheit und Liebe in süßen Dingen suchen. Hier gilt es die emotionalen Verstrickungen aufzudecken, zu erkennen, dass Nahrung zwar satt und zufrieden machen kann, jedoch keinen wirklichen Ersatz für zwischenmenschliche Bedürfnisse bietet.

Die Vorliebe für Süßes (inklusive für süße Früchte) kann auch auf eine Unterversorgung mit wichtigen Mineralstoffen, Vitaminen und Spurenelementen hinweisen. Wenn es innerhalb unserer Zellen zu einem Mangel an Stoffen kommt, die für die Aufrechterhaltung ihrer Prozesse benötigt werden, geben unsere Zellen Alarm, den wir dann oft fälschlicherweise als Heißhunger auf Süßes interpretieren.

Rohköstler mit einem ausgeprägten Vorliebe für süße Dinge sollten daher einmal den Anteil der Vitalstoffe in der täglichen Ernährung erhöhen, indem sie z. B. mehr grüne Pflanzenbestandteile wie Salate, Kräuter, Grünkohl, Brokkoli, Wildkräuter oder andere sogenannte Superlebensmittel wegen ihrer hohen Vitalstoffdichte zu sich nehmen. Auch etwas mehr an rohen gesättigten Fetten, wie sie beispielsweise in naturbelassenem Kokosöl oder Kokosmus stecken, können helfen Heißhungerattacken abzuschwächen. Grüne Smoothies für die Vitalstoffe und Lubrikatoren (Weiße Smoothies) für die gesunden Fettsäuren sind zwei geniale Möglichkeiten im Kampf gegen die Zuckersucht und andere ungesunde Essensgelüste.

Auch die Macht der Gewohnheit spielt hier natürlich eine Rolle. Unser Geschmacksempfinden passt sich sehr schnell an die Geschmacksnuancen an, die wir regelmäßig zu uns nehmen. So kommt es dazu, dass wir unsere Speisen immer stärker süßer müssen, um unser Bedürfnis nach Süßem zu stillen. Glücklicherweise erneuern sich unsere Geschmacksknospen in nur etwa 12-14 Tagen, so dass es hilfreich sein kann, für diese Zeitspanne einmal die Zähne zusammenzubeißen und weniger zu süßen. Anschließend hat sich unser Geschmacksempfinden umgestellt und gibt sich auch mit weniger Süßem zufrieden.

 

 

Marion Selzer
Marion Selzer, Ernährungs- und Diätberaterin

Autorin: Marion Selzer, Ernährungs- und Diätberaterin, selbst bekennender Zuckerjunkie, hat dieses Jahr Ihr Projekt „Zuckerfrei leben“ gestartet. Auf Ihrer Seite (www.inspiriert-sein.de), dem etwas anderen Gesundheitsportal, das sie zusammen mit Ihrem Partner Jens Sprengel betreibt, schreibt sie auch über die Herausforderungen, Erfolge und Niederschläge ihres Zuckerentwöhnungsexperiments.

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